Auf der Suche nach geeigneten Trainingsformen und Sportarten für Querschnittgelähmte bot sich die Leichtathletik mit ihren vielfältigen Disziplinen an. Zu Beginn der Entwicklung des Rollstuhlsports wurden die technischen Übungen wie Kugelstoßen, Speerwerfen und Diskuswerfen übernommen.
Diese Disziplinen beinhalten im Training vielfältige Übungsformen zur Erzielung von körperlichen Grundfähigkeiten, die besonders gut auf die Bedürfnisse im Alltag vorbereiten. Auch als Wettkampfsport behaupten sich Kugelstoß, Diskus- und Speerwerfen, die in acht verschiedenen Funktionsklassen angeboten werden. Durch die Verwendung von speziell der Wurfdisziplin angepaßten Wurfstühlen wird die individuelle Bewegungsfreiheit unter Ausnutzung aller, dem Athleten zur Verfügung stehenden Fähigkeiten gefördert.
Dennoch stehen heute die Fahrdisziplinen im Vordergrund des Interesses. Dem Trend des Joggens, der Bewegung in freier Natur gemeinsam mit Freunden oder der Familie, wird das Schnellfahren am besten gerecht.
In keiner Sportart sonst kann man den Übergang des Rollstuhls vom orthopädischen Gerät zum Sportgerät so augenfällig beobachten. Von Behinderten sind Rennrollstühle ausgetüftelt worden, die Leistungen ermöglichen, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar waren. Wie rasant die Entwicklung ist, zeigt die Beteiligung nicht nur von Paraplegikern an Rollstuhlrennen über die Marathonstrecke (42,195 km). Längst haben die Rollstuhlathleten die Bestzeit der Nichtbehinderten erheblich unterboten. Bei 1:21 Stunden liegt gegenwärtig die Bestzeit.
Aber auch den Sportlern, die ihre eigene Trainingsleistung überprüfen, sich mit anderen Sportlern messen wollen, wird durch das flächendeckende Straßenlaufangebot der Nichtbehinderten hierzu ausreichend Gelegenheit geboten. In Anlehnung an die bekannten Laufstrecken der Nichtbehinderten werden für Rollstuhlfahrer Wettkämpfe von 100 bis 10000 m auf der Bahn ausgetragen.
Die Leichtathletik, die in besonderer Weise Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer herausbildet, hilft die speziellen funktionellen Anpassungsleistungen des querschnittgelähmten Körpers zu entdecken und zu entwickeln. Für die Sportmedizin liegt hier ein Arbeitsbereich von besonderer Qualität, wenn aufbauend auf die Erfahrungen der Sportler Trainingsinhalte und -formen für die Rehabilitation in den Kliniken und im Sport erstellt werden.
Dem Leistungssport mag man kritisch gegenüberstehen. Für das Selbstverständnis des Rollstuhlfahrers und seine Anerkennung in der Gesellschaft haben gerade die meßbaren Spitzenleistungen selbstbewußter Athleten im Rollstuhl Positives bewirkt.
Quelle: Deutscher Rollstuhl-Sportverband
Druckfreundliche Ansicht